Vergleich von historisch alten und jungen Knicks

Die historisch alten Knicks sind wichtig für den Erhalt der regionalen Vielfalt in Schleswig-Holstein und müssen daher erhalten und geschützt werden. Wenn neue Knicks in der Nähe von alten Knicks angelegt werden, können die bestehenden Knicks als Quellpopulationen für die Besiedelung der jungen Knicks dienen. Bei traditioneller Anlage und Pflege entwickeln sich die jungen Knicks  mit der Zeit in wertvolle Lebensräume, die den alten Knicks immer ähnlicher werden. So können sie bereits etwa ein bis zwei Jahrzehnte nach ihrer Anlage vielfältige Habitate für krautige Waldarten darstellen.

Der Fokus dieses Projektes lag im Vergleich der Pflanzengemeinschaften von historisch alten und jungen Knicks. Als historisch alt bezeichnet man in diesem Zusammenhang Knicks, die bereits auf den Karten der Preußischen Landesaufnahme von 1877 verzeichnet sind. Die jungen Knicks hingegen tauchten erst auf neueren Karten auf und waren in dieser Studie zwischen 14 und 80 Jahren alt. Im Zuge der Flurbereinigung in den 1950er bis 1980er Jahren wurden viele der alten Knicks entfernt und dafür als Ausgeleichsmaßnahmen neue Knicks angelegt. Diese wurden oft als artenarm beschrieben und dass sie keinen würdigen Ersatz für die alten, artenreichen („bunten“) Knicks bieten können. Um dies genauer zu analysieren, wurden die Knicks immer in Paaren von einem alten und einem neuen Knick verglichen, die nicht weiter als 300 m voneinander entfernt lagen. Dies hat den Vorteil, dass viele der Faktoren die neben dem Alter eines Lebensraums seine Artenvielfalt beeinflussen können (wie z.B. Wetter, Pflege, Bodenbeschaffenheit) sehr ähnlich auf die Knicks wirken und man so speziell den Effekt des Alters analysieren kann. Insgesamt wurden 30 Knicks, also 15 Paare, im südöstlichen Schleswig-Holstein untersucht.

Es braucht etwas Zeit, bis sich junge Bäume in den Knicks zu großen Überhälter entwickeln.

In den Knicks wurde jeweils im Frühjahr und im Sommer notiert, welche Pflanzenarten auf 70 m Länge zu finden sind. Beim Vergleich dieser Daten wurde deutlich, dass in den alten Knicks mehr krautige Waldarten leben als in jungen Knicks (im Mittel 7 bzw. 6 Arten mehr), letztere aber bereits viel artenreicher waren als allgemein erwartet. Besonders bei jungen Knicks, die in der Nähe von artenreichen alten Knicks oder alten Wäldern lagen, wurde dies deutlich. Beispielsweise beherbergte ein sehr junger Knick (etwa 14 Jahre alt), der direkt an einen alten Wald grenzte, 8 Waldarten inklusive der geschützten Orchidee Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine). Dies zeigt, dass junge Knicks bei Überlegungen zum Schutz der Biodiversität nicht vernachlässigt werden sollten und es grundsätzlich wertvoll ist, neue Knicks anzulegen.

Die Große Sternmiere (Stellaria holostea) ist eine typische Waldart, die auch in jungen Knicks sehr häufig zu sehen ist.

Ein weiterer Aspekt ist, dass die jungen Knicks den alten mit der Zeit in ihrer Pflanzenzusammensetzung immer ähnlicher werden. Während am Anfang noch viele ruderale, lichtbedürftige Arten auf den Wällen wachsen, werden diese nach und nach von Schattentoleranten verdrängt, da die Strauchschicht sich entwickelt und dichter wird. Die jungen Knicks entwickeln sich so bei traditioneller Pflege (regelmäßiges „Auf-den-Stock-setzen“ alle 10 – 15 Jahre) mit der Zeit in typische Knickhabitate, die sich bald optisch nicht mehr von alten Knicks unterscheiden.

Litza, K. & Diekmann, M. (2019). Hedgerow age affects the species richness of herbaceous forest plants. Journal of Vegetation Science, 30: 553-563.

Presse-Links:

https://www.n-tv.de/regionales/hamburg-und-schleswig-holstein/Knicks-sind-im-waldarmen-Norden-wichtige-Lebensraeume-article21118443.html

https://www.shz.de/regionales/schleswig-holstein/knicks-in-sh-je-aelter-desto-wertvoller-fuer-die-tierwelt-id24557157.html

https://www.presseportal.de/pm/100150/4311157