Ein Vergleich von alten und neuen Karten liefert alarmierende Zahlen: Die mittlere Dichte des Knicknetzes wurde während des letzten Jahrhunderts um fast die Hälfte reduziert. Von der ursprünglichen Redderdichte sind nur etwa ein Drittel übrig geblieben.
Das letzte Jahrhundert war von großen Veränderungen in der Landwirtschaft, besonders ihrer Intensivierung, geprägt. Die Flurbereinigung in den 1950er bis 1980er Jahren hatte das Ziel, die landwirtschftlichen Flächen so umzugestalten, dass sie effektiver bewirtschaftet werden können. Dafür wurde die damals strukturreiche Landschaft begradigt und ausgeräumt, wodurch auch viele Knicks beseitigt wurden, um größere, zusammenhängende Flächen zu schaffen. Nur wenige Ausgleichs-Knicks wurden angelegt. Diese Studie möchte eine Abschätzung geben, wie groß der Verlust in der Knicknetzdichte im vergangenen Jahrhundert war.
Es ist schwierig, die Gesamtlänge des Knicknetzes in Schleswig-Holstein abzuschätzen. So werden meist Längen zwischen 45.000 km und 68.000 km angegeben. Diese Ungenauigkeit lässt sich zum Beispiel dadurch begründen, dass bei Luftbildauswertungen ein Knick nicht immer eindeutig von anderen grünen linearen Landschaftselementen abgrenzbar ist, und andererseits auf den TK25 (Topographische Karten im Maßstab 1:25.000) nicht alle Knicks verzeichnet sind. Um die Abweichungen von dem wirklichen Knicknetz möglichst einheitlich zu behandeln, wurden hier nur TK25 verglichen. Als ältestes flächendeckendes Kartenwerk steht die Preußische Landesaufnahme von 1877 (und damit vor der Flurbereinigung) zur Verfügung. Das Vergleichskartenwerk bietet die Kartierung von 2004.
Es wurden 89 Knicknetze digitalisiert, die über das gesamte Östliche Hügelland verteilt lagen. In einem Radius von 500 m wurde die Knickdichte als Knickmeter pro Hektar für die alten und neuen Karten berechnet und dann jeweils über alle Knicknetze gemittelt. Das Rechnen mit der Dichte im Vergleich zur Länge hat den Vorteil, das man so bestimmte Bereiche (auch unterschiedlich großer Fläche) miteinander vergleichen kann. Die mittlere Dichte wurde im untersuchten Zeitraum von 116 m/ha auf 62 m/ha (47%) reduziert. In einigen Gegenden lag der Verlust sogar bei mehr als 77%. Nur eine der untersuchten Flächen hat in der Dichte zugenommen und das auch nur minimal (8 m/ha oder 2%). Bei der mittleren Redder-Dichte sieht es sogar noch dramatischer aus. Hier nahm die Dichte im Mittel von 14.8 m/ha auf 4.8 m/ha (33%) ab. In vielen Gegenden sind heute gar keine Redder mehr zu finden.
Lebensraumverlust stellt eine große Bedrohung der biologischen Vielfalt dar. Der nächste Schritt bestand darin, die Waldarten-Vielfalt in den untersuchten Knicknetzen mit deren Ausdünnung in Zusammenhang zu setzen und mögliche Auswirkungen zu analysieren (siehe hier).